Eigenheim oder zur Miete wohnen? Eine Lebensfrage.

Zu keiner Zeit boomte der Immobilienmarkt so wie heute. Die Grundlagen diesbezüglich sind einfach. In der Stadt gibt es kaum freien Wohnraum und die Kaltmieten sind ins Unermessliche gestiegen. Für Normalverdiener, für junge Familien und Studenten oder Rentner ist das Leben in den Metropolen des Landes unbezahlbar und annähernd unmöglich geworden. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Eigenheimquote steigt und Menschen heute bereit sind, mit weniger Eigenkapital eine höhere Immobilienfinanzierung als noch vor 10 Jahren aufzunehmen. Der Wunsch nach Autarkie und Unabhängigkeit von Vermietern und jährlich eintrudelnden Mieterhöhungen ist einer der Gründe für den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses. Doch auch die Frage, ob sich der Weg ins Eigenheim bei den in die Höhe geschnellten Kauf- und Baukosten noch lohnt, steht im Raum.

Fakt ist: Wer ein Haus oder eine Eigentumswohnung finanziert, sorgt effektiv für den Lebensabend und die Sicherheit seiner Familie vor. Während die Mieten weiter steigen und sich das Angebot für bezahlbaren Wohnraum in den Städten weiter verknappen wird, bleibt die mit der Bank vereinbarte Tilgungsrate über den vertraglich fixierten Tilgungszeitraum gleich.

Niedrigzinsen werden von hohen Immobilienpreisen aufgefressen

Eine Eigenheimfinanzierung ist heute mit einer effektiven Verzinsung von unter 1% möglich. Dazu kommt eine Bauförderung durch den Staat bzw. die KFW. Dem gegenüber stehen die Kaufpreise für Immobilien, die sich in den letzten Jahren verdoppelt – in einigen Regionen Deutschlands sogar verdreifacht haben. Selbst stark sanierungsbedürftige Häuser auf dem Land bringen dem Alteigentümer eine hohe, nicht selten unverhältnismäßige Summe ein. Wer hingegen in der Stadt oder im Speckgürtel einer deutschen Metropole kaufen möchte, muss weitaus tiefer in die Tasche greifen und für ein Einfamilienhaus mit kleinem Grundstück rund 300.000 EUR zahlen. In München, in Stuttgart und in Frankfurt oder in Hamburg sind die Preise noch höher. Hier zahlen Familien in wirklich beliebten Vierteln nicht selten eine halbe Million Euro. Diese Tendenz bringt zwei Nachteile für Immobilienkäufer und Bauherren. Trotz absolut günstiger Kreditzinsen verlängert sich der Tilgungszeitraum UND bei monatlich höherer Rate. Hinzu kommt, dass das Eigenkapital im Vergleich zur letzten Dekade gesunken ist und heute durchschnittlich zwischen 10 und 20% der Kaufsumme beträgt. Selbst 100% Finanzierungen sind keine Seltenheit. Hier zahlt der Käufer lediglich die Kaufnebenkosten mit eigenen Finanzmitteln, während der Kaufpreis für die Immobilie vollfinanziert wird.
Wirkliche Schnäppchen sind nur noch auf dem Land zu finden. Im innerstädtischen Bereich sind Immobilien in den meisten Fällen überbewertet und stehen im Verhältnis aus Kaufpreis und Realwert in keiner Relation. Experten sprechen bereits seit einigen Jahren von einer bevorstehenden Immobilienblase wie seinerzeit in den USA und in Spanien.

Urbanes Lebensgefühl oder Infrastruktur – Die Frage vor dem Kauf

Wenn es um die Vorteile beim Weg zur Arbeit, zur Schule der Kinder oder zu den Einkaufsmöglichkeiten und dem Zugang zur Digitalisierung geht gibt es keine Frage, wo Familien am liebsten nach einem eigenen Zuhause suchen. Doch wer im urbanisierten Raum wohnen und ein Haus finanzieren möchte, muss für die gute Infrastruktur bis zu einem Drittel mehr finanzieren als in ländlichen Regionen.
In den umliegenden Dörfern sind die Immobilienpreise günstiger, doch muss man selbst im 21. Jahrhundert in einigen Regionen noch auf schnelles Internet und eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort verzichten. Auch die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz ist dürftig und muss vor dem Hauskauf genauestens betrachtet werden. Je weiter ein Dorf von der nächsten Stadt entfernt liegt, umso schwieriger kann sich die Fahrt mit dem Schulbus in die Stadt gestalten und umso problematischer können Handy- und Internetempfang werden. Das sind Probleme, die von politischer Seite gelöst werden müssen. Damit die Dörfer nicht vergreisen und für junge Familien wieder interessant und lebenswert werden, muss eine neue Infrastruktur geschaffen werden. So lange die ländlichen Gegenden in diesem wichtigen Punkt vernachlässigt werden, wird die Problematik der Entscheidung zwischen hochpreisigen Immobilien in der Stadt und bezahlbaren Häusern auf dem Land nicht gelöst.

Der Hausbau, der Kauf einer Eigentumswohnung oder einer Immobilie mit Grundstück lohnen sich nach wie vor. Wer seine Familie ins Eigenheim bringen möchte, sollte nicht länger warten und überlegen, ob die Preise für Eigentum vielleicht im nächsten Jahr fallen. Eine Finanzierungszinsveränderung wird aufgrund der Negativzinspolitik von Seiten der EZB nicht erfolgen. Doch dass sich die Spirale der Hauspreise langsamer oder gar in eine andere Richtung dreht ist ausgeschlossen. Solange die Nachfrage nach Wohneigentum das Angebot übertrifft, werden die Preise weiter nur eine Richtung kennen und sich kontinuierlich nach oben entwickeln.

Perspektivisch betrachtet lohnt sich das Eigenheim immer. Um finanzielle Engpässe auszuschließen, sollten der Kaufpreis und die monatliche Tilgungsrate mit Bedacht und auf das vorhandene Kapital abgestimmt werden. Einzukalkulieren sind unvorhersehbare Ereignisse wie Arbeitslosigkeit oder ein geringerer Verdienst. Wer so plant, kann sich den Wunsch vom Eigenheim erfüllen und in den mietfreien vier Wänden in eine glückliche und langfristig betrachtete
finanziell sichere Zukunft starten.